Schornsteine eines Kraftwerks mit Fernwärmerohren bei Sonnenaufgang
Die Versorgung mit Wärme durch ein Nah- oder Fernwärmenetz kann sich lohnen (Bild: Zsolt Biczó – stock.adobe.com)

Wärmepumpe oder Warten aufs Wärmenetz?

Wo Sie sich über die Pläne Ihrer Kommune informieren können und welche Vorteile der Anschluss an ein Wärmenetz bietet, erfahren Sie hier.

Im September wurde das lang und heiß diskutierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) verabschiedet. Dieses ist an das geplante Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung gekoppelt. 

Mann arbeitet an einer Klimaanlage
Wärmepumpe (nikomsolftwaer – stock.adobe.com)

Ein großer Bestandteil der kommunalen Wärmeplanung ist der Ausbau städtischer Wärmenetze. Der Anschluss an ein Wärmenetz kann sich lohnen – der Einbau alternativer Heiztechnik wie einer Wärmepumpe aber auch. Bei der Entscheidung für das eine oder andere ist sowohl der Grad der Dringlichkeit als auch die Verfügbarkeit eines Wärmenetzes von Bedeutung.

Was ist das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung?

Das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung oder auch Wärmeplanungsgesetz ist neben dem GEG eine Reform, die in Deutschland die klimaneutrale Wärmeerzeugung mitgestalten soll. Zusammen mit dem GEG soll es dazu beitragen, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zur Wärmeerzeugung zu reduzieren.

Mit dem geplanten Gesetz wird der Umbau auf die klimaneutrale Wärmeplanung zur Ländersache. Da jedoch die Kommunen über mehr Informationen zur derzeitigen Wärmeversorgung verfügen als die Länder, können letztere die Verantwortung an die Kommunen abgeben. Das hat den Vorteil, dass sich Bürger selbst darüber informieren können, wie sie in Zukunft sinnvoll heizen können: Sollen sie sich – mit Hilfe von Fördermitteln – eine Wärmepumpe anschaffen oder bietet die Stadt die Option eines Wärmenetzanschlusses?

Was ist ein Wärmenetz?

Ein Wärmenetz ist eine besonders nachhaltige Art der sogenannten leitungsgebundenen Versorgung mit thermischer Energie. Diese Art der Wärmeversorgung ist abhängig von einer entsprechenden Infrastruktur. Gebäude, die an ein Wärmenetz angeschlossen sind, werden über Rohrleitungen und mithilfe einer Übergabestation (Wärmetauscher) mit einer zentralen Heizanlage verbunden (zum Beispiel ein Kraftwerk).

Fernwärme Funktionsweise - Infografik mit deutschem Text
Trueffelpix – stock.adobe.com

Der Vorteil: Klimaneutrale Wärmequellen, die dezentral weniger effizient wären oder gar nicht genutzt werden könnten, lassen sich auf diese Weise zur Beheizung von Gebäuden nutzen – zum Beispiel Abwärme aus der Industrie, die andernfalls verloren ginge. Auch die Kombination verschiedener erneuerbarer Wärmequellen und Technologien ist in Wärmenetzen möglich.

Die Planung solcher Netze soll durch die neue Reform künftig vorangetrieben werden. Gleichzeitig soll für mehr Klimaneutralität auch die Fernwärme weg von fossilen Brennstoffen. Die Hälfte der leitungsgebundenen Wärme soll bis 2030 klimaneutral erzeugt werden. Die Stadt Flensburg möchte beispielsweise 2025 eine Großwärmepumpe in Betrieb nehmen, die Stadt München künftig Geothermie für Ihr Wärmenetz nutzen. Das ist Wärmeenergie, die unterhalb der festen Erdoberfläche gespeichert ist.

Neue Heiztechnik oder warten aufs Wärmenetz?

Wir haben bereits in unseren letzten Beiträgen zum Thema Heizungsgesetz klargestellt, dass noch niemand dazu verpflichtet ist, sich eine neue Heizung anzuschaffen. Natürlich sehen Sie sich dazu gezwungen, wenn Ihre Heizung defekt ist. Die Wahl zwischen einer Wärmepumpe und dem Anschluss an ein kommunales Wärmenetz haben Sie natürlich nur, wenn Ihre Kommune bereits über ein Wärmenetz verfügt und der Anschluss an Ihrem spezifischen Standort umsetzbar ist. Drei Szenarien sind möglich:

  1. Der Anschluss ans Wärmenetz ist für Sie noch nicht verfügbar. Eine Wärmeplanung existiert aber bereits. Das GEG greift. Hier können Sie sich über Ihre Möglichkeiten informieren. Je nachdem, wie lange Ihre Kommune für den Ausbau braucht, ist die Investition in eine Wärmepumpe sinnvoll.
  2. Es gibt kein Wärmenetz und  keine kommunale Wärmeplanung. In diesem Fall soll das GEG beim Heizungstausch noch nicht gelten. Für eine sinnvolle Investition in die Zukunft bietet sich auch jetzt der Einbau einer Wärmepumpe an.
  3. Es gibt ein ausgebautes Wärmenetz. Ein Anschluss ist möglich.

Wie der Einbau einer Wärmepumpe soll auch der Anschluss an ein Wärmenetz mit 30 Prozent förderfähig sein (exklusive möglicher Boni).

Wärmenetz Förderung

Ordner zum Thema Förderung Heizung, davor ein Thermostat und Heizungsrohre
Marco2811 – stock.adobe.com

Können und möchten Sie auf Fernwärme umsteigen, stehen Ihnen folgende Fördermöglichkeiten zur Verfügung:

  1. Staatliche Förderungen (festgelegt im GEG)
  2. In NRW: Förderung von Wärmeübergabestationen

Anschluss ans Wärmenetz – die Vorteile

Befinden Sie sich in der Lage, sich zwischen einer Wärmepumpe und dem Anschluss an ein Wärmenetz entscheiden zu können? Hier haben wir die Vor- und Nachteile beider Optionen für Sie zusammengefasst:

Vorteile Wärmepumpe:

  • klimafreundlich (nutzt Energie aus der Umwelt)
  • wartungsarm (nutzt keine fossilen Brennstoffe und verschmutzt weniger schnell)

Nachteile Wärmepumpe

  • nicht für jeden Haustyp geeignet (erfordert möglicherweise eine Gebäudesanierung)
  • hohe Investitionskosten (Anfrage übersteigt Angebot, Materialmangel)

Vorteile Wärmenetz:

  • effizient und klimafreundlich (nutzt Abwärme, die sonst verloren ginge; Einbindung diverser erneuerbarer Energien ist möglich)
  • wartungsarm (kein eigener Heizkessel nötig, nur Wärmeüberträger mit Zubehör)
  • geringe Investitionskosten

Nachteile Wärmenetz:

  • langsamer Ausbau (noch nicht überall verfügbar)

Was passiert beim Umstieg auf ein Wärmenetz?

Um Ihr Haus an ein Wärmenetz anschließen zu lassen, müssen Sie zunächst prüfen, ob dies infrastrukturell möglich ist. Das können Sie bei ihrem kommunalen Energieversorger erfragen. Im Falle einer Anschlussmöglichkeit, kümmert sich der Energielieferant um den Hausanschluss an das Wärmenetz, baut einen Wärmetauscher und einen Brauchwasserspeicher ein und nimmt den neuen Anschluss in Betrieb. Die Abrechnung findet meist jährlich statt.

Wärmenetz in Wuppertal

Abendpanorama von Wuppertal Langerfeld
ON-Photography – stock.adobe.com

In Wuppertal gibt es bereits ein Fernwärmenetz. Entlang der Talsohle sowie auf den Südhöhen zwischen Küllendahl und Ronsdorf versorgen die Wuppertaler Stadtwerke ihre Kund:innen mit Wärme. Unter anderem wird für die Wärmeversorgung Abwärme aus dem AWG-Müllheizkraftwerk verwendet. Das von den WSW sogenannte Talnetz“ wird teilweise mit Dampf und teilweise mit Heizwasser betrieben. Das Projekt Elberfeld 2030 sieht den Ausbau und die Modernisierung des Fernwärmenetzes vor. Künftig wird auch die Elberfelder Innenstadt in das Netz eingebunden. Hierfür sollen insgesamt 24 Kilometer neue Rohrleitungen verlegt werden. Damit werden auch die alten Leitungen des Dampfnetzes abgelöst und Bestandskunden an das effizientere Heizwassernetz angeschlossen.

Was die WSW liebevoll als „Talwärme“ bezeichnen, wird sogar im Rahmen eines eigenen Programms gefördert: Die Zuschüsse liegen laut des Förderprogramms Talwärme bei 1.250 bis 9.000 Euro pro Anlage. Ob eine Anbindung Ihrer Immobile bereits möglich ist, können Sie im Talwärmecheck hier prüfen.

Gibt es einen Unterschied zwischen Nah- und Fernwärme?

Biogasanlage
Biogasanlage (minzpeter – stock.adobe.com)

Wer sich erstmals mit dem Thema Wärmenetz auseinandersetzt, wird feststellen, dass mal von „Fern-“ und mal von „Nahwärme“ die Rede ist. Oft wird der Begriff „Nahwärme“ im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien (etwa Biogas aus Biogasanlagen) genutzt. Stammt die Wärme aus mit Erdgas oder Kohle betriebenen Heizkraftwerken wird hingegen oft der Begriff „Fernwärme“ verwendet. Auch spielt die Länge der Leitung von der Quelle zum zu beheizenden Objekt eine Rolle bei der Bezeichnung.

Der Übergang von Nah- zu Fernwärme ist aber fließend und eine Unterscheidung oft nicht notwendig. Das Prinzip bleibt gleich: In einer Heizzentrale wird aus Energie Wärme erzeugt, die über ein Netz an die angeschlossenen Gebäude geleitet wird. Als Energiequelle können Blockheizkraftwerke (BHKWs), Biogasanlagen, Wärmepumpen, Geothermie und sogar Solarthermie und Biomasse dienen.

Quellen:

Wsw-online.de (Stand 29.08.23)

Energiewechsel.de (Stand 29.08.23)

Bra.nrw.de (Stand 29.08.23)

zdf.de (Stand 29.08.23)

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